Barriere­freiheits­stärkungs­gesetz (BFSGV):
Digitale Barrierefreiheit wird ab 2025 zur Pflicht!? (Teil 3)

Aktuell werde ich meist gefragt: “Sagen Sie mal Herr Tittel – Sie sind Berater und Designer für nutzerfreundliche digitale Produkte. Warum ist digitale Barrierefreiheit für die Nutzerfreundlichkeit, kurz “Usability” wichtig?

Wir haben dann erst digitale Produkte, die Kunden fehlerfrei nutzen können, wenn wir ein sauberes Bedienungskonzept berücksichtigt haben. Und das fahrlässigste ist, es an den „Kunden“, also Endnutzern, vorbeizuentwickeln und alles nach einen Annahmen umzusetzen. Weil etwas gerade „cool“ ist. Ohne zu wissen, dass der Kunde dies „uncool“ findet.

Mir hat es enorm geholfen, dass ich Projekte im öffentlichen Sektor konzipiert und umgesetzt habe. Es hat die Sichtweise vom „Kunden“ für ein bestimmtes Produkt auf eine breite Anwender*innen-Masse erweitert, die ohne jegliche Barrieren beruflich wie privat agieren wollen. Und recht oft sind hier Fehler bei der Benutzerführung, Bedienbarkeit und nicht zuletzt Barrierefreiheit gemacht worden.

Im öffentlichen Bereich bedeutet ein BITV-Test mit dem Ergebnis „schlecht zugänglich“, also keine Genehmigung erteilt, geradezu ein „Weltuntergang“. Denn hier hängen viele Dinge dran, u.a. der Livetermin, um ein Gesetz fristgerecht erfüllen zu können. Beispielsweise bei Behörden, wo man eher Sachbearbeiter als „Kunden“ im unternehmerischen Sinne hat. Sachbearbeiter müssen jedoch auch ein Kontigent an erfüllten Aufgaben tagtäglich erfüllen. Und sie müssen sich persönlich verantworten, wenn hier Fehler passieren. Kurzum: Fehler passieren wiederum, wenn Nutzeroberflächen nicht so reagieren, wie die Anwendenden es erwarten. Ein großes Problem, da hier meist noch weitere öffentliche Stellen dranhängen, was ebenfalls wegen dem besagten Fehler große Konsequenzen haben kann.

Dieses Wissen übertrage ich insgesamt auch auf Produkte, die „private“ Unternehmen betreiben oder planen. Ein Kunde von mir hatte das Thema Barrierefreiheit beispielsweise sehr lange Zeit auf die lange Bank geschoben, weil die Software insgesamt zu komplex war. Es kam dann jedoch sehr schnell wieder auf die Bühne, als das Unternehmen plötzlich öffentliche Institutionen und Ministerien als Kunden hatte, die wiederum ausschließlich barrierefreie Applikationen erwarten und nutzen dürfen. Schlägt man solche „Kunden“ nun aus und sagt „Tut mir leid, unser Produkt kann das nicht!“? Wohl kaum. Wichtig ist es, dass man das Thema Barrierefreiheit proaktiv angeht, Letztlich sind wir nun mit einem klar strukturierten Umsetzungsplan an die Sache rangegangen, so dass die Software zeitnah barrierefrei nutzbar sein wird. Und davon profitieren dann auch alle Bestandskunden, die von einer verbesserten Nutzung profitieren.

Was ist aktuell für Unternehmer zu raten: Das Thema selber machen oder sich Hilfe bzw. Unterstützung holen?

Zweiteres. Ich möchte kurz erklären, warum.

Aktuell gibt es eine Menge Plugins und Produkte, die eine weitere Anwendung oder Funktion auf meine Seite klatschen, um das Vorlesen und das Ändern der Farb- sowie Schriftdarstellung zu ermöglichen. Das ist aber Quatsch. Denn die Betriebssysteme oder auch Browser bieten bereits diese Funktionen an. Das Geld kann man sich also sparen. Im Gegenteil: wenn man dann mal diese Plugins und auch die Webseiten der Anbieter prüft, wird man erschrocken sein, wie wenig barrierefrei diese sind. Da darf man durchaus skeptisch werden.

Außerdem gibt es viele Prüftools, die mir als Unternehmer anzeigen, welche Fehler ich technisch korrigieren muss. Das Problem hierbei ist aber, dass mir als Unternehmer vielleicht erstmal die Expertise fehlt, was hier nun konkret zu tun ist. Außerdem habe ich dann nur das technische ausgebügelt und kenne womöglich noch nicht die Probleme in der Bedienung. Blöder ist es jedoch, dass viele Tools nur WCAG-Kriterien auswerfen. Aktuelle BITV-Fehler fehlen hier meist komplett, es werden daher eh auch nie vollständig alle Fehler angezeigt und das ist dann letztlich die Krux an der Sache.

Als Fazit kann man sagen, dass man dann in beiden Fällen leider nicht die Symptome beseitigt hat. Sondern nur mit Kosmetik überdeckt, damit man selber gedanklich einen Haken an das Thema machen kann. Aber wie erwähnt, das wird trotzdem wieder als Problemwurzel zurückkommen. Mein Tipp also: direkt richtig anpacken und sich nicht auf externe Plugins, Tools oder ähnliches ausschließlich verlassen.

Andererseits werden sicherlich in der nächsten Zeit eine Menge „Experten aus der Asche“ entstehen, die eigentlich aus einer anderen Expertise kommen und womöglich nur mit Halbwissen zu dem Thema beraten. Damit ist dann wiederum auch keinem Kunden weitergeholfen. Hier ist es also empfehlenswert. Das bedeutet, sich von einem Experten in dem Gebiet beraten zu lassen, der optimalerweise Erfahrungen aus dem öffentlichen Sektor mitbringt und auch technischen Background mitbringt. Die Unternehmer profitieren dadurch besonders, wenn sie jemand kompetent „an die Hand nimmt“ und in der Umsetzung eines barrierefreien Produkts unterstützen.

Fortsetzung folgt …

Sie haben Fragen zum Thema Barrierefreiheit? Sie wissen nicht, was zu tun ist, damit Ihr digitales Produkt barrierefrei funktioniert? Ich berate Sie gern!

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Step 1: UX Analyse

Wir wollen grundsätzlich zu Beginn Ihren Nutzer “verstehen” sowie aktuelle oder potentielle Probleme erkennen. Unser Ziel ist, dass sich Nutzer mit Ihrem Produkt “wohlfühlen” – sogenannt User Experience (UX):

  • Nutzeranalyse / User Research: Wie “tickt” ihr Nutzer? Welche Erwartungen und Wünsche hat er an Ihrem Produkt? 
  • Markt- und Wettbewerbsanalyse: Mit welcher Lösung können Sie Ihre Nutzer primär überzeugen, um sich auf dem Markt absetzen?
  • Produkt- und Usabilityanalyse (z.B. bei bereits bestehenden Produkten): Welche Schwächen sind bei Bedienung oder Aufbau Ihres Produkt zu verbessern, um zeitgemäß und nutzerorientiert aufzutreten?
  • User Interviews und Workshops: Hier interagieren wir mit Workshops sowohl mit potentiellen User Ihres Produkts als auch Ihrer Produkt- und Entwicklungsabteilung, um sofort zu Beginn Probleme auf allen Seiten zu verstehen und zu lösen.

In allen Arbeitsschritten arbeiten wir übrigens agil, d.h. wir tauschen uns mit Ihnen permanent aus, um die Produktentwicklung so zeitsparend und zielführend wie möglich voranzutreiben.

Step 3: UI Design

Hier setzen wir nun den “Feinschliff” für Ihr User Interface und geben Ihrem Produkt eine unverwechselbare, intuitive Gestaltung – vom Product-Icon über den Startscreen bis hin zur Micro-Funktion. Denn auch hier lautet die Devise: “Der Nutzer gibt Ihnen selten eine zweite Chance für den ersten Eindruck!”

  • Product-Icon: So bleiben Sie mit einem prägnanten Markenlogo in Erinnerung! 
  • Informationsdesign: Komplexe Informationen werden so übersichtlich gezeigt, dass sie von Ihrem Nutzer direkt verstanden und genutzt werden können (z.B. mit Infografiken, Diagrammen, Visualisierung von Funktionen, Daten, Systemen usw.)!
  • Screendesign / Interaction Design: Mit dieser Farb- bzw. Grafikwelt überzeugen Sie Ihre User!